Chilianbau

Vom Samen zur Pflanze

Für ein Wunder braucht es oft nicht viel. Ein winziger Samen, Erde, Wasser, Wärme und Liebe. Mit etwas Geschick und dem nötigen Background entsteht daraus eine wuchernde, Früchte tragende Pflanze. Wir sagen wie.

Chili und die Vier Jahreszeiten

Wer erfolgreich seine eigenen Chilis ziehen will, muss in Zyklen denken: Von der Aussaat bis zur Kompostierung ist das ganze Jahr in Etappen eingeteilt:

Januar bis MaiAussaat und Anzucht
Mai bis JuniPflanzung am Bestimmungsort
Juni bis AugustWachstumsphase
August bis NovemberReifephase
Dezember bis FebruarRuhephase und Rückschnitt oder Kompostierung

Chili säen

Wer es wirklich wissen will, besorgt sich bei uns früh im Jahr Samen und legt los. Da es sich bei den Capsicae um tropische und damit Wärme- und Licht-liebende Pflanzen handelt, empfehlen wir, mit der Anzucht noch im europäischen Winter zu beginnen. Am besten, man sät breitwürfig in eine Saatschale und verwendet dazu Bio-Aussaaterde oder eine sterile, torffreie Bio-Gartenerde mit möglichst hohem Humus-Gehalt. Die Keimtemperatur der Capsicae beträgt, je nach Sorte und Herkunft, zwischen 18 und 28° C. Ideal sind 25° C. Die Temperaturen sollten für ein gesundes und zügiges Wachstum nur wenig schwanken. Dies kann nur mit einem Zimmer-Gewächshaus und einer handelsüblichen Wachstumslampe erreicht werden.

Anzucht und das Wachstum

Sobald das erste richtige Blattpaar (nicht das Keimblatt!) eine gewisse Grösse hat, pikieren Sie in Pflanztöpfe mit ca. 9 cm Durchmesser. Setzen Sie die Zartlinge für den besseren Halt tief genug und am besten in die Bio-Universalerde von Oekohum, die wir hier im Laden führen (kein Versand). Die ersten Wochen verbleiben die Jungpflanzen noch im Zimmer-Gewächshaus. Danach werden sie etwas weiter auseinandergestellt. Stecken Sie drei ca. 30 cm lange Bambussplits in den Anzuchttopf. Stülpen Sie dann einen durchsichtigen, gelochten Plastiksack darüber. So logiert jedes Pflänzchen im eigenen Mini-Gewächshaus.

Aufzucht & Pflege

Frühestens im April dürfen die Setzlinge erstmals auf den Balkon – bei mindestens 15°C. Aber Vorsicht: Zuerst nur wenige Stunden, wobei das Pflanzgefäss auch nicht direkt auf den kalten Stein gestellt werden soll. Die ersten zwei bis drei Tage gehören die Jungpflanzen in den Schatten – direkte Sonne würde sie verbrennen. Knipsen Sie frühe Blüten der Capsicum annum bis Ende Mai aus, damit die Pflanze ihre Kraft ins Blattwachstum investieren kann.

Pflanzung im Freien und Topf

Bis Anfang Juni kann es im schweizerischen Mittelland nochmals empfindlich kalt werden. Die Capsicae aber stammen aus den Tropen und vertragen, zumindest im Setzlings-Stadium, keine Temperaturen von, je nach Sorte, unter 6 bis 12°C. Chili dürfen somit erst ab Mitte Mai an ihrem definitiven Bestimmungsort gepflanzt werden. Pflanzt man sie zu früh und setzt sie somit der Nachtkälte aus, bleiben sie kümmerlich im Wuchs. Zum richtigen Zeitpunkt gesetzte starke Setzlinge bedanken sich hingegen mit bis 3 Metern Höhe und 1.5 Meter Breite. Sie ergeben einen Früchteertrag von bis zu 5 Kilo pro Pflanze.

Topf-Substrat und Gartenerde

Topfgärtner verwenden eine torffreie Bio-Erde mit möglichst hohem Humus-Gehalt. Ideal ist die Oekohum Universal-Erde. Geben Sie Ihrer Topferde etwas Gartenerde zu, so können die tonhaltigen Mineralien die Nährstoffe besser binden. Verwenden Sie einen möglichst grossen Pflanz-Kübel – 20 Liter oder mehr. Decken Sie die Erde mit einer Mulchmatte ab, damit das Wasser nicht zu schnell verdunstet. Freilandgärtner graben ein möglichst tiefes Loch von ca. 20 cm Durchmesser und füllen es mit Kompost wieder auf.

Wässern von Pflanztöpfen

Giessen Sie ein bis drei Mal wöchentlich nach Mondkalender, also an Wasser- und Wurzel-Tagen, ausschliesslich abgestandenes, zimmerwarmes Wasser. Überschüssiges Wasser, das in den Untertopf läuft, muss spätestens nach drei Stunden von der Erde aufgesogen worden sein. Pflanztöpfe, die dem Regen ausgesetzt sind, stellt man im Untertopf auf drei kleine Füsse (Champagnerkorken tun es auch und man hat davor erst noch etwas Feines getrunken). Müssen Sie öfter als drei Mal pro Woche giessen, haben Sie das Pflanzgefäss zu klein gewählt.

Wässern im Garten

Nach dem Auspflanzen brauchen die Kleinen noch ein bis zwei Mal etwas Wasser. Danach sollte nicht mehr gewässert, dafür mindestens wöchentlich mit einer Pendelhacke die Kapillaren gebrochen werden. Alternativ kann eine Mulch-Schicht ausgebracht werden. Dies empfiehlt sich insbesondere für trockene Lagen.

Düngen, besser wenig

Wenig Meeresalgenkalk, Urgesteinsmehl und Kali-Magnesia tun insbesondere den C. chinense gut. Die Pflanzen brauchen im Normalfall keinen zusätzlichen Stickstoff. Wenig fruchtbare Gartenerde kann mit etwas Hornmehl oder Kompost-Ergänzungs-Dünger aufgebessert werden.

Ernten und geniessen

Je nach Sorte ernten Sie die Früchte reif oder auch unreif. Meine entsprechenden Empfehlungen finden Sie bei jeder Sorte im Webshop. Eine Aji Cachucha braucht beispielsweise Vollreife um das ganze Aroma ausbilden zu könne. Hingegen schmeckt eine Aji Cristal in grünem Zustand knackig und vegetabil-frisch, gelb ist die Frucht frisch-fruchtig und rot dann ebenso beerig-reif wie exotisch.

Allen Chiliarten ist gemein, dass sie das Aroma intensivieren, indem sie den Geschmack anfeuern, die Dynamik zwischen unterschiedlichen Aromen verstärken und mit der Schärfe die Fruchtaromen transportieren. Darum wird mit Chili alles besser, wie ich gerne betone.

Verarbeiten der Sorten

Die Verwendung der scharfen Früchtchen lehren uns Mexikaner seit Jahrhunderten. Grosse Früchte wie der Chile Poblano oder Nueva Mexiko werden gefüllt, gegrillt – oder zerkleinert und gekocht. Milde, aromatische Sorten wie Aji Panca, Cristal oder Chile Pasilla werden als leicht scharfes, hocharomatisches Gemüse verwendet. Auch die dickfleischigen Mittelscharfen werden frisch gekocht – Jalapeños oder Serranos am besten frisch zu Salsa verarbeitet.

Schärfere Chili werden getrocknet oder tiefgekühlt. Schlanke, dünnfleischige und mit Samen vollgepackte Sorten trocknen rasch. Legen Sie sie bei 50° C über Nacht in den Umlufter und lassen Sie die Türe einen Spalt geöffnet. Ist die Sorte grösser oder etwas dickfleischiger oder ein Habanero? Dann muss die Schote zuerst aufgeschnitten werden. Noch besser aber werden diese Sorten tiefgekühlt – und dann wie frisch verwendet.

Den ganzen Vorrat zu Chiliöl oder Sauce verarbeiten sollten Sie nur, wenn Sie Erfahrung haben. Ein Chiliöl darf zudem nie mehr als 8% Wasser enthalten. Die Früchte hierzu trocknen Sie also am besten mit etwas Salz an. Eine Sauce machen Sie am besten jeweils frisch aus tiefgekühlter Ernte. Auch ungekocht und ohne einen Tropfen Essig hält sie sich im Kühlschrank 14 Tage.

Rezepte, Infos & Bücher

Unsere Website kann eine erste Infoquelle sein, eine weitere ist unser Hexenmeister Beat Heuberger. Und dann gibt es eine Menge spezialisierter Plattformen, wo man sich weiter und vertiefter informieren kann, nachfolgend listen wir einige auf

Sorten-Datenbankhttp://www.thechileman.org
Gattung Capsicumhttp://de.wikipedia.org/wiki/paprika
Chili-Anbau deutschhttp://www.chili-balkon.de
Chili-Anbau englischhttp://www.fieryfoodscentral.com
Die Biogärtner-BibelMarie-Luise Kreuter «Der Bio-Garten»